
Constanze Kreiser
An Bremerhaven ist mir während meines zweimonatigen Stipendiums vor allem der Umgang mit dem Wasser aufgefallen: Die Präsenz der rein wirtschaftlich genutzten Wasserfächen und den dazugehörigen Überflutungsschutzmaßnahmen. Die nicht definierbaren Stadteingänge, weil die Stadt sich entlang der Weser unablässig weiterbewegt. Die nicht vorhandenen Durchblicke aus den zur Weserkante parallel geführten Straßen zum Wasser hin. Und am Horizont eine Art grauer Emminenz, ein Kranballet, die ausgelagerte Wirtschaft der Häfen und der Energiegewinnungsfelder, die sich meist nur schemenhaft abzeichnen.
Von 8 Häfen sind Holzhafen, Fischereihafen, Neuer Hafen und Alter Hafen inzwischen in die Stadt hineingewachsen und anderen Nutzungen zugefallen. Dafür gibt es 3 neue Containerhäfen, die sich weit vor der Stadt an der Wesermündung ansiedelten und stetig weiterwachsen. Ebenso verlangt die Kreuzfahrtindustrie größere und tiefere Hafenbecken, angepasste Abfertigungshallen und Zubringerstraßen an Land.
Versehen ist die maritime Landschaft zudem mit Türmen, Masten und Seezeichen, die optische und akustische Kommunikationsnetze aufspannen. Das ehemals flache Erscheinungsbild der norddeutschen Tiefebene hat eine senkrechte Dimension dazugewonnen. ….
Ich versuche mich in diesen Wochen an Portraits der Stadt und ihrer Umgebung. In zwei verschiedenen Formaten gucke ich auf maritime Details der Stahlbauära der letzten Jahrhunderte und auf die optischen Signalgeber einer Netzwerkära, wo alles mit allem zwecks Optimierung und Fernwirkung miteinander verbunden ist. …..
2 Monate sehe ich im Wilke Atelier den bewegten Lichtern von Schiffen, Leuchttürmen und am Himmel zu. Meine dabei entstehenden Radierungen versuchen diese Zwielichtsituationen zu erfassen, Zwischenräume und Zwischenzeiten der Entwicklung von Bremerhaven zu erspüren.
Constanze Kreiser 04-10-2021
Offenes Atelier: Sa./So. 23./24.10.2021, 14-19 Uhr; es gilt die ,3G‘- Regel (geimpft, genesen oder getestet)