Debora Kim, „Nähe und Ferne“ (Objekte und Fotografien)
„Konkrete Kunst aus Fäden“
Auf den ersten Blick kennzeichnet Farbe die Arbeiten der in Korea geborenen Künstlerin Debora Kim, die an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig studiert hat und Meisterschülerin von Prof. Klaus Stümpel war. Geradlinige, fast streng wirkende Strukturen bestimmen den ersten Eindruck. Aufgebrochen wird das Ganze durch leuchtende, strahlende Farben, die einen fast heiteren Eindruck beim Betrachter erzeugen. Als Kontrast schafft Debora Kim auch weiß oder erzeugt Strukturen. Diese monochrom wirkenden Werke strahlen Ruhe und Geschlossenheit aus, die sich unweigerlich auf den Betrachter überträgt.
Debora Kim arbeitet mit den Mitteln der konkreten Kunst. Die Arbeiten entstammen dem unmittelbaren Umgang mit Linie, Farbe, Fläche, Volumen und Raum. Im Sinne der konkreten Kunst materialisiert sich in ihnen Geistiges, dass keinerlei symbolische Bedeutung besitzt. Schon 1947 schreibt Max Bill: „Das Ziel der konkreten Kunst ist es, Gegenstände für den geistigen Gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der Mensch sich Gegenstände schafft für den materiellen Gebrauch . (…) konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischem Maß und Gesetz. Sie ordnet Systeme und gibt mit künstlerischen Mitteln diesen Ordnungen das Leben.“ Die konkrete Kunst konzentriert sich auf das Zusammenspiel von Form und Farbe, ihr Interesse gilt der Erforschung der Farbe und der reinen Geistigkeit in der Kunst. Ganz in diesem Sinne setzte Debora Kim sich viele Jahre malerisch bzw. zeichnerisch mit dem Thema Raum auseinander. Mitte der 1990er Jahre war sie auf der Suche dem Raum größere tiefenräumliche Illusion zu verleihen, was mit dem zweidimensionalen Bildträger und malerischen Mitteln nicht mehr möglich war. Sie entdeckte die dreidimensionale Wirkung des Werkstoffs Baumwollgarn, der ihr ein Übergreifen in den Raum jenseits der Leinwand alleine durch das Zusammenspiel verschiedenfarbiger Garne ermöglichte. Besonders anschaulich wird es in ihren monochrome Arbeiten. Die minimale Hinterlegung einfarbiger Garne durch eine zweite Farbe steigert die chromatische Qualität der Arbeiten und erschafft eine ganz eigene Form der Räumlichkeit. Debora Kim umwickelt auch die Ränder der Leinwand, so dass aus dem flachen Bild ein Raumkörper entsteht. Dadurch wird auch die traditionelle Funktion der Leinwand als Bildträger in Frage gestellt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Gebrauchsfunktion des Baumwollgarns erhält das Material durch Debora Kim eine sinnliche, faszinierende Komponente. Nur bei genauem Hinschauen erkennt man die einzelnen Fäden, wobei die handwerkliche Perfektion der Arbeiten sowie die fast meditative Ausdauer Debora Kims beim Wickeln und Erstellen der Arbeiten die Voraussetzungen schaffen, um die reine Geistigkeit, die letztendlich diese Arbeiten charakterisieren, auch stofflich und kontemplativ in Erscheinung zu bringen.
Vernissage: 03.03.2013, 11 Uhr. In die Ausstellung führte ein Maren Meier M.A. vom Kunstverein Bremerhaven.